Retro 80S vs. Ilford Pan F+:
- Der 80S ist deutlich feinkörniger, insbesondere in HRX-3 und SD2525. Beim RHS ist der Unterschied/Vorteil gering.
- Der 80S hat eine bessere Kantenschärfe.
- Der 80S liefert mit 150 Lp/mm eine höhere Auflösung als der Ilford Pan F+ (130 Lp/mm).
Retro 80S vs. Agfa APX 100 / Rollei Retro 100:
- Der 80S ist deutlich feinkörniger (in allen verwendeten Entwicklern).
- Er hat eine bessere Kantenschärfe als der APX; durch das gröbere Korn sind beim APX die Kanten ausgefranster, insbesondere bei den das Korn akzentuierenden Entwicklern.
- Der 80S liefert eine höhere Auflösung (150 Lp/mm) als der APX 100 (gut 120 Lp/mm).
Retro 80S vs. Kodak T-Max 100:
- Der 80S ist feinkörniger (in allen verwendeten Entwicklern).
- Die Kantenschärfe liegt bei beiden Filmen auf vergleichbar hohem Niveau. Der 80S hat einen etwas höheren Mikrokontrast, was zunächst zu einem subjektiv höheren Schärfeeindruck führt. Allerdings ist beim 80S auch die Überstrahlung (Diffusionslichthof) etwas höher, was leicht schärfemindernd wirkt. Diese beiden Effekte heben sich nahezu auf, so dass objektiv die Kantenschärfe bei beiden Filmen praktisch gleich ist (zumindest in den von mir verwendeten Entwicklern).
- Bei der Auflösung erreicht auch der T-Max 100 einen Wert von 150 Lp/mm, genau wie der 80S.
Retro 80S vs. Agfa APX 25:
Einen allerletzten APX 25 hatte ich noch im Kühlschrank. Da nur noch einer verfügbar war, hatte ich natürlich nicht die Möglichkeit des Eintestens auf neue Entwickler. Der APX 25 wurde daher ganz klassisch in Rodinal 1+50 entwickelt (meine eingetestete Kombination). Mit anderen Entwicklern lassen sich mit diesem Film sicher noch etwas höhere Werte bei der Auflösung und ein feineres Korn erzielen. Von daher läuft dieser Vergleich etwas außerhalb der Konkurrenz mit, da die Vergleichbarkeit aufgrund der unterschiedlichen verwendeten Entwickler etwas eingeschränkt ist.
- Der 80S ist feinkörniger.
- Sowohl die Auflösung (150 Lp/mm), als auch die Kantenschärfe liegen bei beiden Filmen auf vergleichbarem Niveau.
Reaktion auf die unterschiedlichen Entwickler:
Ein herausragendes Merkmal des Retro 80S ist sicher sein extrem feines Korn. Er verkraftet daher nicht nur kornakzentuierende Entwickler wie SD2525 und RHS, sondern harmoniert mit ihnen ausgesprochen gut. In diesen beiden Entwicklern ist die Auflösung sogar noch minimal höher als im HRX-3 (beim TMX und Delta 100 beispielsweise habe ich mit dem HRX-3 sonst immer bessere Auflösungswerte erzielt als mit dem SD2525). Das Korn kommt in diesen beiden Entwicklern akzentuierter, schärfer, aber nicht nennenswert gröber, wie das bei anderen Filmen häufiger der Fall ist.
Ein ausgesprochener Feinkornentwickler bringt bei diesem Film nicht so viel wie bei anderen, von der Emulsion her grobkörnigeren Emulsionen. Weil bereits von einem sehr hohen Ausgangsniveau gestartet wird.
Von daher ist es sicher überlegenswert, diesen Film eher in Entwicklern zu entwickeln, die ihre Stärken in den Bereichen Schärfe, Empfindlichkeitsausnutzung und Ausgleichsvermögen haben. Wegen seiner Dünnschichteigenschaften dürfte dieser Film theoretisch auch sehr gut mit Entwicklern des Beutler-Typs harmonieren, also z.B. Tetenal Neofin blau.
Die im RHS entwickelten 80S wurden auf ISO 100/21° belichtet, mit einwandfreien Ergebnissen. Entwicklungszeit 5 Minuten bei Verdünnung 1+15. Ob jedoch bei größeren Objektkontrasten gegebenenfalls eine etwas reichlichere Belichtung erforderlich ist, müsste noch getestet werden. Dazu kann ich derzeit keine belastbare Aussage machen. Die im SD2525 und HRX-3 entwickelten Filme wurden einmal nach Spur Angaben auf ISO 32/16° belichtet, aber auch auf ISO 50/18° (die auf ISO 50/18° belichteten Filme wurden mit der gleichen Entwicklungszeit entwickelt wie die mit ISO 32/16° belichteten; 5,5 Minuten beim HRX-3, 5 Minuten beim SD2525). Die Ergebnisse waren jeweils sehr gut. Die knapper belichteten Filme zeigten eine noch minimal höhere Auflösung aufgrund geringerer Diffusionslichthöfe. Ob ISO 50/18° bei größeren Kontrasten in der täglichen Fotopraxis tatsächlich sinnvoll ist bei diesem Film in Kombination mit dem HRX-3 und SD2525, oder die Belichtung nach Herstellerangabe (Spur) doch besser ist, müsste ebenfalls noch ausgetestet werden. Bisher waren nach meiner Erfahrung die Angaben von Spur immer sehr exakt.
Fazit:
Interessant ist, dass hier ein Film mit klassischer, kubischer Kristalltechnologie bezüglich der Detailwiedergabe erfolgreich die Phalanx der Filme mit den neueren Kristalltypen aufbricht. Überraschend war für mich, dass der Film als kubischer Filmtyp nicht nur mit den T-Max (und dem APX25 in Rodinal) in Schärfe und Auflösung mithalten kann, sondern ihn in der Feinkörnigkeit sogar übertrifft. Also stärkere Vergrößerungen mit feineren Tonwertabstufungen möglich sind (weil Flächen erst später "aufreißen" durchs Korn). Der TMX hat natürlich noch eine etwas höhere Grundempfindlichkeit, je nach Entwickler.
Die bisherigen (vorläufigen) Testergebnisse mit dem Retro 80S sind sehr erfreulich und machen Lust auf mehr.